Diese Etappe des Kölnpfads führt auf lange Strecken zwischen großen Feldern hindurch. An einen heißen Sommertag wäre mir hier zu viel Sonne. Im November aber, wenn ich jeden einzelnen Sonnenstrahl nutzen möchte, ist die Etappe genau die richtige Wahl! Schön ist auch der weite Blick über die Felder mit Blick bis zum Siebengebirge im Süden und dem Kölner Dom im Norden. Anschauungsunterricht zum Hochwassermanagement am Rhein gibt es unterwegs außerdem.
Start ist an der S-Bahnstation Porz-Wahn. Das Ziel, die Endhaltestelle der Straßenbahn-Linie 7 in Zündorf ist eigentlich nur knapp 4 km entfernt, aber auf dem Kölnpfad geht es um das Umrunden der Domstadt, nicht um kürzeste Verbindungen. Von Bahnstation zu Bahnstation misst die Etappe dann 19,6 km. Ich folge den gut sichtbaren Markierungen Richtung Westen vorbei an Schloss Wahn. Von außen wirkt das spätbarocke Schloss etwas abweisend. Man kann es wohl nicht einfach besichtigen, aber standesamtlich heiraten könnte man hier.
Weiter geht es Richtung Süden ein gutes Stück entlang einer der wichtigsten Bahnstrecken in Köln. Auf einem Teerweg folgen wir den sechs Gleisen nach Süden. S-Bahnen, Regional- und Güterzüge und die schnellen ICEs sind hier unterwegs. Nicht nur für Kinder interessant zu sehen, was da so vorbeirauscht!
Kleinigkeiten am Wegesrand entschädigen dafür, dass ich hier auf Asphalt laufen muss: Im Gegenlicht leuchten in den Hecken an der Bahnlinie die fedrigen Fruchtstände der Waldrebe mit den Brombeerblätter in Rot und Gelb um die Wette.
Um die Bahnlinie zu queren muss ich durch eine Unterführung. Hier liegt die Straße noch im Schatten und der Raureif der Nacht ist noch nicht getaut. Trockenes Laub wird zu kleinen Kunstwerken! In der Kölner Innenstadt ist es in dieser Nacht nicht so kalt gewesen.
Direkt hinter der Bahnstrecke befindet sich weit ab vom nächsten Dorf eine große Biogasanlage, die gerade erst um einen weiteren Reaktor erweitert worden ist. Laut ihres Schildes spart diese Anlage eine Millionen Kilogramm CO2 jährlich ein (im Vergleich wozu, diese Information bleibt das Schild leider schuldig).
Wenig später wandere ich durch Libur, ein kleines Dörfchen mit einigen hübschen Backsteingebäuden. Hier treffe ich auf eine Tafel des Porzer Kulturpfads. Den könnte ich auch mal erkunden!
Kurz nachdem ich Libur Richtung Westen verlassen habe, habe ich über die abgeernteten Felder freie Sicht nach Süden und siehe da, die markante Silhouette des Siebengebirges zeichnet sich im Dunst am Horizont ab. Im Winter, wenn viele Menschen wegen Nebel und Kälte zu Hause bleiben, werde ich dieses Wanderkleinod mal wieder besuchen. Bei gutem Wetter ist es mir einfach zu überlaufen.
Hier auf den Feldern zwischen Libur und Langel ist eine der vergessenen Ecken von Köln: eine ungewöhnliche Leere, große Felder, ein paar Feldgehölze, immer mal wieder unterbrochen vom Lärm der am Flughafen Köln-Bonn landenden Maschinen. Aber in der kostbaren Novembersonne lasse ich mir die Laune vom Fluglärm der rückkehrenden Sonnenhungrigen nicht verderben.
An einem Golfplatz in nördlicher Richtung vorbei, biege ich vor einem geschützten Feldgehölz wieder nach Westen ab. Mit leuchten roten Früchten vor dem leuchtend blauen Himmel zeigen die Bäume ihren Wert für die Tierwelt geradezu plakativ.
Wenig später fallen in der Ferne merkwürdig hohe Maschendrahtzäune am Wegrand auf. Wenn man Glück hat, kann man auf dem mit Zäunen gesicherten Modellflugplatz beeindruckend große Modelle beeindruckende Figuren fliegen sehen. Mir blieb hier vor ein paar Jahren mehrfach fast das Herz stehen, als ein Pilot seinen gelben Doppeldecker wieder und wieder im Sturzflug erst knapp über dem Erdboden abfing.
Es ist gut, dass der Modellflugplatz auf der langen, geraden Strecke über den geschotterten Feldweg eine Abwechslung bietet. Der weite Blick über die Felder ist zwar schön, aber auch ein wenig eintönig.
Wenn man dann aber wieder den Blick nach Norden schweifen lässt, grüßen am Horizont im Dunst ganz klein die Domspitzen neben einem grünlichen Riesentor, einem der Pfeiler der Rodenkirchener Autobahnbrücke.
Dann wird die bisher topfebene Landschaft plötzlich ein wenig wellig. Ich gehe hinab in eine flache Senke. Am Hang bei Langel sind Koppel angelegt, um diese Jahreszeit leider ohne Pferde.
Ich überquere die Straße zwischen Langel und Lülsdorf und klettere auf den Deich, der hier – weit weg vom Rhein – ein Stück neben der Straße verläuft. Dieser Deich umschließt eine der wenigen großen Rückhalteflächen, die es am Rhein im Rheinland gibt. Auf dem Deich wandere ich nach links, der Sonne entgegen.
Dieser Retensionsraum bei Lülsdorf wird für das Wasser des Rheins geöffnet, wenn das Hochwasser im Zentrum von Köln über 10,60 m steigt. Dann fließen bis zu 4,5 Millionen Kubikmeter Wasser in den Bereich zwischen diesem Deich und dem Deich am Rhein. Damit kann der weitere Anstieg des Hochwassers rheinabwärts verhindert oder abgemildert werden.
Innerhalb des Retensionraumes befinden sich Felder, genau wie außerhalb. Da hier aber keinerlei Gebäude stehen, kann der Bereich geflutet werden. Mit solchen Rückhalteräumen versucht man, dem Rhein bei Hochwasser einen Teil seiner Auenfläche zum Ausbreiten der Wassermassen wieder zur Verfügung zu stellen. Wie man auf dieser und den anderen Rhein-Etappen des Kölnpfads gut sehen kann, ist das Rheinufer ganz oft bis fast ans Wasser bebaut, Häuser, Industrie, alle wollen möglichst nah an den Fluss.
Mit Blick über Lülsdorf, zwischen dörflichen Hundespaziergängern und ersten städtischen Ausflüglern wandere ich über den Damm. Ich erreiche den Rhein, nachdem ich links am markanten, weiß ummauerten Schneppenhof vorbeigelaufen bin. Im Frühling wird hier Spargel verkauft. Eingewickelt in ein feuchtes Tuch könnte man den sicher gut im Rucksack mitnehmen!
Wegen des heißen und vor allem trockenen Sommers und Herbstes geht es weit hinab bis zum Wasser. Mit dem Rheinschwan, der neuen Personenfähre (Fahrräder sind erlaubt), können ermüdete Rheinwanderer hier die Etappe beenden, nach Wesseling übersetzen und dort in die Linie 16 zurück nach Köln steigen. Wenn man diese Möglichkeit einplanen will, sollte man zur Sicherheit vorher nachsehen, ob die Fähre wirklich fährt. Denn auch das ist vom Wasserstand abhängig: zwischen 0,8 m und 7,6 m gemessen am Kölner Pegel sollte die Fähre fahren, bei zu wenig und zuviel Wasser nicht.
Obwohl ich immer gerne Fähre fahre, der Tag ist viel zu schön, um schon in die Bahn nach Hause zu steigen! Der Kölnpfad wendet sich nach Norden und folgt ab hier dem Flussufer bis zur Rodenkirchener Brücke. Links des alten Deichs führt der Weg es in Richtung Wald. Im Deich ist hier schön das breite Einlassbauwerk für die Rückhaltefläche zu sehen, hier darf das Wasser einströmen, schön kontrolliert, damit die angrenzenden Deiche nicht zerstört werden.
Weiter geht es zu Abwechslung mal durch einen Wald. Jetzt im Spätherbst haben die Pappel ihre Blätter abgeworfen, so ist es hier ebenfalls licht und sonnig. Wer will kann direkt am Rheinufer wandern und dort weglos über den Kies stapfen. Da gegenüber nur die Raffinerie von Wesseling zu sehen ist, spare ich mir das und schreite zügig voran.
An einer Wiese im Wald, die bis zum alten Deich reicht, mache ich einen kleinen Abstecher dorthin: Noch mehr Sonne und ein Blick auf den Abfluss des Retensionsraums. Das Entlastungsbauwerk (ein sehr schönes Wort übrigens) ist ebenfalls sehr massiv gebaut, damit es keinen Schaden nimmt, wenn die Wassermassen hindurchströmen.
An Langel vorbei führt der Rundweg nun über den Deich und dann am Ufer entlang. Zwischen Langel und Sülz hat man wieder einen schöneren Blick auf das Ufer gegenüber: Wiesen, Felder und die Häuser von Sürth.
Bevor ich Zündorf erreiche, geht es über die Halbinsel Groov, auch heute von vielen Ausflüglern belebt. In Zündorf endet die Etappe offiziell: Zwischen den beiden Altrheinarmen hindurch gelange ich auf den hübschen Platz „An der Groov“ mit vielen Angeboten, draußen zu sitzen. Über die Enggasse und die Westfeldgasse gelangt man von hier zu den Gleisen der Linie 7 und folgt ihnen nach rechts bis zur Endhaltestelle, wo mit etwas Glück schon eine Bahn wartet.
Hier sehen Sie den Wegverlauf nachgezeichnet bei komoot:
Die Strecke ist gut ausgeschildert, es schadet aber nichts, die Karte zum Kölnpfad dabei zu haben, falls man doch mal eine Abzweigung verpasst hat und nicht zurücklaufen möchte.
Über dem Altrheinarm bei Zündorf beginnt sich der Himmel zu röten. Es ist viel zu schön, um schon in die Bahn zu steigen. Ich werde einfach weiter auf dem Kölnpfad weiterlaufen und schauen, wann es dunkel wird. Die Bilder davon sind einen eigenen Post wert!