Die vier Boote am Wasserrastplatz

Tourenpaddeln mit Familie – ist das was für mich?

Wir sind keine Paddelprofis. Wir sind sonst als Radler und Wanderer unterwegs und haben diesen Sommer die Gelegenheit genutzt mit etwas paddelerfahreneren Freunden in Brandenburg auf der märkischen Umfahrt auszuprobieren, ob Wasserwandern auch was für uns ist.

Warum könnte Paddeln nichts für dich sein?

  • Hast du eine Mücken-Phobie, machen diese Viecher dich kirre? Dann besser nicht Paddeln! Soviel kann man gar nicht sprühen, dass man keine Stiche abbekommt.
  • Bist du einigermaßen ausdauernd? Bei längeren Etappen kann es schon mal sein, dass man weiterpaddeln muss, obwohl man eigentlich aufhören möchte: Keine Gelegenheit zu Anlanden, ein Gewitter droht, es ist einfach noch ziemlich weit …
  • Erträgst du immer gleiche Bewegungen? Paddeln v.a. im Kanadier kann ganz schön monoton und einseitig sein. Klar kann, man auch die Seite wechseln, aber als Anfänger muss man sich dann wieder ganz schön umstellen.
  • Hast du Sitzfleisch? Man denkt Radeln oder Reiten seinen hart für den Hintern, aber Paddeln kann auch ganz schön hart sein, v.a. im einem Kanadier mit Holzsitzen! Ein Sitzkissen ist nicht nur was für Weicheier.
  • Bist du einigermaßen koordinativ geschickt? Kanadierfahren bedeutet laufen steuern, v.a. wenn dein Partner ein Kind ist. Kein Kind paddelt gleichmäßig!
  • Du hast immer gerne alles unter Kontrolle? Naja, wenn du als Anfänger einen Kanadier steuern musst gelegentlich im Kampf mit Gegenwind oder widrigen Strömungen, kann das auch mal in die Binsen gehen. Was ja nicht schlimm ist, die Boote sind stabil. Aber du musst eben damit umgehen können.
  • Ekelst du dich vor Dixi-Klos? Ja, die Wasserrastplätze sind manchmal sehr spartanisch und die Klos können dann auch etwas fies sein.
  • Du gehst nicht gern zu Fuß? Tja, musst du aber, wie willst du sonst zum Bäcker oder zum nächsten Supermarkt kommen?
  • Du planst nicht gerne für die nächsten Tage? Solltest du schon, denn nicht in jedem Dorf bekommst du etwas zum Einkaufen. Ein bisschen Essens- und Übernachtungsplanung ist gerade mit Kindern sinnvoll. Kekse und Schokolade werden zwar als Abendessen sicher gerne genommen, aber zu Frühstück sollte ja auch noch etwas da sein.
  • Du hast es gern immer harmonisch? Naja, wenn das Boot mit Mama mal wieder im Schilf landet und das Kind vorne im Boot dem Unheil hilflos ausgeliefert ist, oder wenn die Etappe noch lang ist und das Kind vorne sich nur als Passagier nicht als Mitpaddler betrachtet, kann es schon mal kontrovers zugehen. Man muss sich irgendwie einigen und kein anderer wird durchgehend so paddeln, wie man es gerne hätte, weder Kind noch Elternteil.
Gepäckchaos
Gepäckchaos und unser Geheimwaffe gegen Mücken: ein Moskitozelt

Warum ist Paddeln trotzdem großartig?

  • Im Boot auf so einem kleinen Fluss bist du da, wo du sonst nicht hinkommst. Mitten drin in der Natur, nicht nur am Rand! Das Gefühl weit entfernt von der Zivilisation zu sein, stellt sich bei bewachsenen Ufern sehr schnell ein.
  • Die Wasserwanderrastplätze sind oft Plätze zum Übernachten weit weg vom deutschen Dauercamper-Gartenzwerg-Campingplatz-Grauen. Sie sind so, wie man sie sich als Radler oder Wanderer oft wünschen würde. Manchmal darf man sogar Feuer machen!
  • Dass man häufig bei Ruder- oder Kanuvereinen auf dem Gelände zelten darf, ist eine ganz neue Vereinserfahrung. Stell dir das im heimischen Sportverein mal vor, dass da irgendwelche Wanderer oder Radler ankämen …
  • Du hast eine ganz andere Perspektive, so von unten und aus der Nähe. Du siehst die von Bibern angebissenen und gefällten Bäume, du fährst in Armeslänge an Seerosen vorbei.
  • Keine Autos oft den ganzen Tag! Manchmal fährst du zwar unter Brücken durch oder hörst in der Ferne Autobahnrauschen, aber du siehst Autos fast nie, ganz anders als beim Radfahren zum Beispiel.
  • Du fährst gemeinsam im Boot mit Kind oder/und Partner und kannst so Kräfteunterschiede besser ausgleichen als beim Wandern oder Radfahren, wo du nur das Gepäck unterschiedlich verteilen kannst.
  • Fährst du auf eine Fluss mit merklicher Strömung, hast du laufend Unterstützung beim Vorwärtskommen.
  • Du bist (fast) durchgehend in schöner Umgebung, jeder Pauseplatz ist am Wasser. Ihr könnt abends noch Baden. Das Wasser ist immer da!
  • Sonnenuntergänge am Wasser sind einfach schön, ebenso wie Nebelschwaden, die im Abendlicht über dem Fluss treiben.
  • Abendstimmung an der Müggelspree
    Abendstimmung an der Müggelspree

    Unser Fazit: Wir machen das bestimmt wieder! Es wird uns unsere Wanderungen und Fahrradtouren nicht ersetzen, aber als zusätzliche Möglichkeit mit der Familie draußen unterwegs zu sein, ist Paddeln großartig!