Es ist wieder soweit die Vigneron indépandant, eine Vereinigung von unabhängigen, französischen Weingütern, laden vom 16. bis 19. Februar 2018 ein zur Weinmesse nach Straßburg. Für uns wird es das mittlerweile siebte Mal sein, dass wir diese Gelegenheit nutzen, französische Weine zu kaufen, die wir in Deutschland sonst nicht kaufen und schon gar nicht probieren können.
Diese Weinmesse ist keine Messe, bei der sich Aussteller mit großen Budget in die erste Reihe stellen dürfen. Es ist eine Art basisdemokratische Messe: Alle Weingüter, es dürften zwischen 450 und 500 sein, haben den gleichen standardisierten Messestand: eine ca. 2 m breite, schlichte Theke und dahinter vielleicht 10 m2 Platz für die Leute vom Weingut, den Kühlschrank und die Stapel aus Weinkisten.
Alle Stände haben ein einheitliches rundes Schild mit dem Namen des Weingutes und einer Farbfläche für die Zuordnung zu einer Region. Hier drängt sich keine große Anbauregion in den Vordergrund. Kein profilierungssüchtiger Winzer kann mit einem aufwendigen Standdesign protzen, alle sind gleich. Sogar die Platzierung innerhalb der Halle scheint gelost zu sein, unsere Lieblingsweingüter sind jedes Jahr woanders.
Wir genießen dieses ungewöhnliche Konzept sehr. Unsere bevorzugten Weinregionen in Frankreich sind nicht die mit großem Namen und teuren Weinen. Es sind Regionen im Südwesten des Landes, auf deren Weine wir bei unsere Radtouren in Frankreich in den Supermärkten auf der Suche nach regionalen Produkten gestoßen sind.
Da in Deutschland die kleineren, unbekannteren französischen Weinbauregionen sehr im Schatten der großen, beliebten Anbaugebiete stehen, freuen wir uns besonders über die relativ große Auswahl auch innerhalb kleinerer Anbaugebiete wie beispielsweise dem Minervois.
Die Winzer sind sehr freundlich, sprechen fast alle englisch und einige sogar ein wenig deutsch. In Straßburg ist auch bestimmt ein Drittel der Besucher aus Deutschland. Wenn also die eigenen Französischkenntnisse etwas eingerostet sein sollten, keine Sorge, man wird sich immer verständigen können.
Die wichtigsten Vokabeln wie beispielsweise die „cepage“, die Zusammensetzung der im Wein verwendeten Rebsorten, und die Namen der Rebsorten hat man schnell gelernt. Die mitunter blumigen Beschreibungen, dessen, was man gleich in seinem Glas zu erwarten hat, muss man notfalls mit dem eigenen Gaumen entschlüsseln. Und letztlich kauft man einen Wein ja weil er einem schmeckt und nicht, weil einem der Winzer wortreich die Vorteile des Weines auseinandergesetzt hat.
Die wichtigsten Utensilien für die Besucher bei dieser Messe sind das Probierglas, das man am Eingang quasi als Eintrittskarte ausgehändigt bekommt, und eine Sackkarre, die man am besten schon von zu Hause mitbringen sollte. Es ist ein Verkaufsmesse, alles was man probiert, kann man gleich mitnehmen. Es ist schon ein lustiges Bild, all die Menschen durcheinanderwuseln zu sehen, und dazwischen immer wieder einige, die ihre hoch beladenen Sackkarren zum Ausgang manövrieren.
Falls Sie nur zum Schauen und Probieren gekommen sein sollten und dann doch mehr Wein gekauft hat, als Sie tragen können, können Sie sich auch vor Ort Sackkarren und andere Transportmöglichkeiten leihen. Das ist sehr sinnvoll, denn die Standartmenge, die hier verkauft wird, ist nicht die Flasche, sondern die Kiste.
Wegen der sehr großen Zahl der Aussteller und der Vielzahl an vertretenen Anbaugebieten sollte man sich vorher einen guten Plan machen, wo man den Schwerpunkt seines Messebesuches legen möchte. Die Damen und Herren an den Ständen sind zwar Meister darin, nur kleine Schlückchen in die Probiergläser zu füllen, aber sie bieten einem gerne zwei oder drei ihrer verschiedenen Weine an, vor allem wenn man wie wir am unteren Ende der Preisskala beginnt. Recht schnell hat man ohne Vorbereitung oder Notizen den Überblick verloren. Hier ein paar Tipps zur Vorbereitung:
- bevorzugte Region(en) auswählen
- Liste der Weingüter zu diesen Regionen anfertigen
- Gang und Nummer (online oder auf der Messe) der Messestände der Weingüter notieren und am besten auf einem Hallenplan eintragen
- Notizen machen und Buch führen, darüber, was gut war, was und wie viel man wo kaufen will, schon reserviert oder gar schon gekauft hat
- wenn Sie sich sicher sind, direkt kaufen und später abholen oder reservieren lassen, denn manchmal ist der Vorrat am Stand dann doch nicht so groß
- zwischendurch mal etwas Essen und Wasser trinken!
- die Liste durchgehen und gut überlegen, wovon wie viel
- dann eine Rückzugsroute planen, damit man mit hoch beladener Sackkarre nicht nochmal ans hinterste Ende der Halle zurück muss
- bezahlen (EC ist kein Problem), aufstapeln und ggf. mit Expandern fixieren
- alles hinaus balancieren
Da es keine Sortierung nach Regionen gibt, kann wer möchte auch einfach am Stand neben seinem Favoriten komplett andere Weine aus einem ganz anderen Gebiet probieren. So kann man die eine oder andere Entdeckung machen, abseits dessen, was man sonst so gerne trinkt. Wir, unterwegs in Sachen Rotwein aus dem Südwesten, haben so einen Cremant von der Loire gefunden, von dem wir auch gleich eine Kiste mitgenommen haben.
Hier ein paar der Weingüter, die wir jedes Jahr abklappern, und meist mit mindestens einer Kiste auf dem Karren wieder verlassen:
- CHATEAU SAINT MERY, Minervois
- CHATEAU LA GRAVE, Minervois, mit Tristan & Julien
- DOMAINE DES DEMOISELLES , Côtes du Roussillon, mit dem Marieta
- DOMAINE DU MAS ROUS, Côtes du Roussillon, mit Al Cortal