Gemeinhin fährt der Rheinländer, wenn er ans Meer will, nach Holland, am liebsten nach Domburg. Was aber machen Menschen aus Köln, die vom verlängerten Wochenende am Meer auch gleich noch leckeren Wein mitbringen wollen? Sie fahren ans Cap Blanc Nez nach Frankreich. Mit (wenn es gut läuft) vier Autostunden Anfahrt ist es auch noch relativ nah und statt Dünen gibt es Kreidefelsen mit Sandstrand, einen Blick auf die „white cliffs of Dover“ und die Gelegenheit in einem französischen Supermarkt zu schwelgen!
Wir haben den Tipp von einer Freundin, die in ihrer Jugend mit den Eltern von Flensburg aus im Sommer immer mit dem Campingbus an der Nordseeküste entlang nach Süden gefahren ist. Am Cap Blanc Nez, sagte sie, wird die Küste das erste Mal spektakulär. Da ich jede Form von Bergen liebe, überzeugte mich die Vorstellung, Dünen mit Felsen zu tauschen sofort und diesen Sommer waren wir zum dritten Mal dort.
Der kleine Campingplatz „Le Blanc Nez“ liegt in Laufentfernung zum Strand und ist ein typisch französischer Provinzcampingplatz mit dem Charme von vor 15 Jahren. Das Publikum ist schön gemischt: Deutsche, Belgier und Franzosen, paar Engländer, paar Durchreisende, viele Stammgäste. Für Zelte gibt es eine etwas oberhalb gelegene Wiese.
Wir haben sehr nette Nachbarn auch mit Kindern. Unsere Kinder sausen mit den anderen Kindern über den Platz und sind abends kaum ins Zelt zu bekommen. Dafür kann ich aber auch tagsüber mal in Ruhe ein Buch lesen! Da es insgesamt zwar trocken, aber ziemlich kühl für die Jahreszeit ist, ist es kein Problem, dass es hier keinen Schatten gibt. Von den oberen Plätzen sehen wir sogar ein Streifchen Meer und können den Sonnenuntergang hinter den Klippen genießen.
Über ein Sträßchen mit Parkstreifen rechts und links ist man in fünf Minuten zu Fuß am Strand, toll! Durch eine Lücke in den Klippen geht es auf einem breiten Fußweg hinunter zum Meer. Bei Ebbe reicht der Sandstrand weit ins Meer hinein. Nach rechts sind es fünf Kilometer bis zum nächsten Zugang zum Strand, nach links etwas mehr als drei Kilometer. Da findet jeder ein passendes Plätzchen.
Am Fuß der Klippen entspringen Quellen, so dass es viele Lachen und Bäche am Strand gibt. Ideal zum Planschen für die Kleinen und zum Staudammbauen für die Größeren.
Bei Flut bleibt vom Strand nur ein schmaler Streifen, auf dem sich die rundgeschliffenen Feuersteine aus den Kreidefelsen sammeln. Die verschiedenen Farben und Formen der Steine verlocken mich jedes Mal wieder zum Sammeln und trösten mich darüber hinweg, dass es nicht so viele verschiedene Muscheln gibt.
Für uns ist das eine perfekte kleine Flucht! Entspannen am Strand und wenn doch die Füße jucken, wandere ich los, einem Pfad oben auf den Klippen folgend: Es ist der GR 120, Grande Randonnee du Littoral, und damit auch der Europäischen Fernwanderweg E9, der (wenn er dann mal fertig ist) von Portugal bis Estland immer an der Küste entlang führen wird. Auch wenn es für mich jetzt nur ein paar Kilometer sind, die ich wandere und ich dann am Strand in der Brandung wieder zurück gehe, gefällt mir die Vorstellung auf dem Weg zwischen Estland und Portugal unterwegs zu sein!
Zum Abendessen bin ich aber gerne wieder genau hier in Frankreich: Es warten Baguette, Käse und ein schöner Roter aus dem Rousillion auf dem Zeltplatz. Von diesem Wein muss eine Kiste mit nach Hause, schon allein wegen seines wunderbaren Namens: Chateau de Sau 🙂