Aus den Gärten kennen wir viele Frühblüher: Krokusse, Schneeglöckchen, Osterglocken, um nur einige zu nennen. Aber Krokusse gibt es bei uns im Mitteldeutschland gar nicht wild. Osterglocken kommen natürlich nur noch in ein paar Tälern in der Nordeifel vor. Nur Schneeglöckchen sind nicht so selten, aber meist sind es wie hier auf dem Foto verwilderte Gartenpflanzen. Gehäuft findet man sie an Ortsrändern oder Parkplätzen, wo oft Gartenabfälle abgeladen werden.
Aber wäre es nicht schön, die noch recht übersichtliche Zahl der wildwachsenden Blumen zu Beginn des Frühling mit ihrem Namen ansprechen zu können? Hier sind sie:
Das Buschwindröschen
In feuchten Wäldern oft geradezu bodenbedeckend steht das Buschwindröschen, leuchten weiße Blüten und geteilte, dunkelgrüne Blätter. Etwa 10 bis 20 cm hoch. Nach der Blüte werden bald die Blätter gelb und verdorren. Wenn die Bäume belaubt sind, ist von der weißen Pracht schon nichts mehr zu sehen. Das kleine Hahnenfußgewächs hat dann schon genug Nährstoffe gesammelt und in seinem verdickten Rhizom unter der Erde für den frühen Austrieb im nächsten Jahr gespeichert.
Das Scharbockskraut
Wenn in den feuchten Wäldern nicht das Buschwindröschen den Boden bedeckt, ist es oft das Scharbockskraut mit seinen rundlichen, stark glänzenden Blättern und seinen sternförmigen, gelben, ebenfalls stark glänzenden Blütenblättern. Die Farbe dieser meist weniger als 15 cm hohen Pflanze erinnert deutlich an die großen Verwandten, die verschiedenen gelb blühenden Hahnenfußarten, die in Wiesen wachsen. Die bekannteste ist sicher die Butterblume.
Bald nach der Blüte vergilben beim Scharbockskraut die Blätter ebenfalls und wenig später ist nichts mehr zu sehen. Wenn wir graben würden, würden wir auch bei dieser Pflanze Energiespeicher finden für den frühen Austrieb im Frühjahr. Beim Scharbockskraut ist es ein unterirdisches Büschel länglicher Knollen.
Der Hohle Lerchensporn
Ebenfalls im Wald zu finden ist der Lerchensporn mit seinen lilafarbenen Blütenkerzen. 15 bis 25 cm dürfte er erreichen. Er besiedelt eher etwas trockenere Standorte als die beiden oben genannten Pflanzen und kommt oft auch in Massen vor. Der Lerchensporn hat gleichfalls ein unterirdisches Speicherorgan, eine knollenförmige Wurzelverdickung. Diese Knolle ist hohl, was seinen Zunamen „hohl“ erklärt.
Er gehört zu der bei uns nicht mit so vielen Arten vertretenen Familie der Erdrauchgewächse. Auch der namensgebende Verwandte der Gewöhnliche Erdrauch (Fumaria officinalsis) hat Kerzen mit aparten, länglichen Blüten mit einem Sporn am Ende, allerdings zweifarbig. Er blüht im Sommer und ist ein (sogenanntes) Ackerunkraut, es besteht also keine Verwechslungsgefahr.
Die Wiesen-Schlüsselblume
Die Blume des Jahres 2016 war früher deutlich häufiger, aber zum Beispiel in der Eifel ist sie oft noch in großen Beständen zu finden. Sie steht anders als die anderen Frühblüher hier auf Wiesen und an Waldrändern. Sie braucht magere, kalkreiche Wiesen und die sind seltener geworden. Auch die Schlüsselblume hat ein Speicherrhizom.
Wie die Schlüsselblume aussieht, weiß eigentlich noch jedes Kind. Die hier gezeigte Wiesen-Schlüsselblume ist von der ebenfalls in Mitteldeutschland vorkommenden Wald-Primel durch das kräftige Gelb und den aufgeblasenen Blütenkelch zu unterscheiden.
Der Wald-Gelbstern
Der Wald-Gelbstern ist eine sehr zierliche Pflanze mit ebenfalls sternförmigen, gelben, aber deutlich weniger auffallenden Blüten als das Scharbockskraut. Er hat längliche, fast grasartige Blätter (also keinesfalls mit dem Scharbockskraut zu verwechseln). Als Liliengewächs hat er als Speicherorgan eine Zwiebel. Wenn du den Gelbstern findest, kannst du stolz auf dich sein: Du hast genau hingesehen beim Wandern.
Wenn du deine Pflanzenkenntnisse vertiefen willst, empfehle ich den Klassiker von Schauer und Caspari: Der große BLV Pflanzenführer. Sehr gut sind die Farbzeichnungen, die auf das Wesentliche reduziert und damit hilfreicher als Fotos sind. Die Pflanzen sind nach Standorten geordnet, das ist sehr praxistauglich, innerhalb der Standorte dann nach der Systematik, die man mit der Zeit durchaus begreift. Die Beschreibungen sind eher wissenschaftlich und ermöglichen daher eine sichere Bestimmung. Ergänzend geben die Autoren Hinweise auf ähnliche Pflanzen, ein nicht ganz leichter, aber nützlicher Begleiter!