Die letzten Jahre war es Tradition einmal im Jahr mit den Kindern auf dem Ahrtal-Radweg zu radeln. Aber zum anvisierten Wochenende war diesmal die Jugendherberge in Blankenheim ausgebucht. Da wir uns im Winter ein neues, leichtes 4-Personen-Zelt gekauft hatten, beschlossen wir es einzuweihen. Die Zeltplätze, an denen wir im Ahrtal vorbei geradelt waren, haben uns nicht so gut gefallen. Also suchten wir nach Alternativen. Der Campingplatz Schafbachmühle in der Nähe von Schleiden mit seiner idyllischen Zeltwiese war uns letztes Jahr aufgefallen und jetzt wollten wir dort zelten!
Um aber trotzdem ein wenig auf Bahntrassenradwegen unterwegs zu sein, bot sich als weitere Übernachtung der Campingplatz am Kronenburger See am Kylltal-Radweg an. In dieser Gegend bin ich schon oft geradelt. Deshalb kannte ich viele schöne, ruhige Wege und konnte bei der Planung auch das Auf und Ab in Grenzen halten, um die Jungs bei Laune zu halten. Lediglich das Stück von Honsfeld nach Udenbreth am zweiten Tag war mir komplett neu. Aber auch dieses unerprobte Stück entpuppte sich als landschaftlich sehr schön und gut zu fahren.
1. Tag: Kall – Nettersheim – Blankenheim Wald – Schmidtheim – Dalem – Kronenburger See
40 km, Karte mit der Strecke bei komoot
Wir nehmen in Köln wieder die Regionalbahn nach Kall. Die ist meist leerer als der Regionalexpress, der weiter fährt, wichtig, wenn man mit 4 Rädern und Gepäck mitfahren möchte. Entspannt ist auch, dass wir so bei der Endhaltestelle aussteigen, denn dann müssen wir uns beim Aussteigen nicht beeilen. Außerdem brauchen wir nicht darauf zu achten, ob unsere Räder von anderen Radlern zugeparkt werden, die erst später aussteigen.
Von Kall folgen wir der Urft bachaufwärts wie für Radler ausgeschildert auf Teer- und Schotterwegen über Nettersheim nach Blankenheim Wald. Das Urfttal ist hier besonders schön und ruhig: Nur wir und der Bach, die Bahnlinie, Weiden und Wiesen und der Radweg.
Bei Blankenheim Wald weichen wir von der Radwegbeschilderung ab und fahren am Bahnhof vorbei weiter dem Urfttal folgend. Das erste Stück sogar noch auf einem ehemaligen Bahndamm der Verbindungsbahn vom Ahrtal nach Blankenheim Wald.
Eine Infotafel vom Tiergartentunnel-Wanderweg, dem wir kurz gefolgt sind, liefert zahlreiche, interessante Details über die 1913 fertig gestellte Bahnverbindung und zeigt Fotos vom Bau der Bahntrasse mit Tunnels und beeindruckend hohen Holzgerüsten.
Dann fahren wir auf Schotterwegen zwischen Wiesen und Weiden hindurch Richtung Schmidtheim. Langsam aber sicher werden die Steigungen kräftiger und länger. Wir nähern uns dem Scheitelpunkt der Tour. Bei einer ausgiebige Pause sorgen wir mit Äpfel und Keksen für neue Energie.
Kurz vor Dahlem überqueren wir den mit 565m höchsten Punkt der Etappe. Endlich geht es mal bergab. Für eine Einkehr im Cafe am Platz in Dahlem unterbrechen wir die flotte Fahrt und siehe da, bergische Waffeln mit Vanilleeis und heißen Kirschen schmecken auch in der Eifel! Nun folgen wir mal rechts und mal links der Bahnlinie Richtung Jünkerath.
Dort finden wir direkt die Auffaht auf den Kylltal-Radweg, der erst vor wenigen Jahren auf die alte Bahntrasse verlegt wurde. Trotz einer leichten Steigung gleiten wir auf dem makellosen Teer dahin und genießen es, nicht mehr nach Wegweisern und Abzweigungen schauen zu müssen. Wir machen eine letzte Rast auf einem unglaublich großen Rastplatz und kommen ein paar Kilometer später direkt zu unserem Campingplatz am Kronenburger See.
2. Tag: Kronenburger See – Kylltalradweg – belgische Grenze – Hünningen – Udenbreth – Hellental – Schleiden – Schafbachtalmühle
48 km, Karte mit der Strecke bei komoot
Nach einer ruhigen Nacht auf der großen Zeltwiese des Campingplatzes kehren wir auf den Bahntrassenradweg zurück. Das Stück zwischen Hallschalg und Weywertz in Belgien bildet die Verbindung zum Vennbahnradweg, der von Aachen Richtung Trier führt. Wir folgen dem sanft, aber stetig ansteigenden Weg in weiten Bögen durch die hügelige Eifellandschaft. Gelegentlich zwischen hohen Böschungen, aber meist auf einem erhöhten Damm gleiten wir dahin und genießen den weiten Blick über saftige Wiesen und was sich am Weg sonst so bietet.
Bis zur belgischen Grenze stehen immer wieder Tafeln am Wegesrand, die einen Einblick in die Geschichte der Bahnstrecke geben. Ausführliche Texte, ergänzt um zahlreiche Fotos und Zeichnungen, geben ein lebendiges Bild der Vergangenheit.
Wir passieren den höchsten Punkt der Bahnlinie zwischen hohen Böschungen weit unten unter einer viel befahrenen Landstraße. Hier überqueren wir auch die deutsch-belgische Grenze. Nun geht es zwischen sehr hohen Böschungen durch den Wald. Auf der Karte könnte man meinen, auf eine der querenden Straßen abbiegen zu können, die Böschungen wären aber selbst zu Fuß ein schwierig zu überwindendes Hindernis! Wir folgen dem Radweg bis kurz vor Honsfeld und biegen dort nach Norden ab, um über kleine Straßen und Waldwege zum Weißen Stein zu fahren.
Der Weiße Stein ist ein unspektakulärer inzwischen grauer Stein in einem kleinen Tümpel, den man gar nicht bemerken würde, wenn er nicht auf einer Tafel beschrieben wäre. Geologisch ist er durchaus besonders, denn er ist ein Relikt einer weißen Sandsteinschicht, von der nur noch wenige Brocken in der hochgelegenen Bereichen der Nordeifel übrig sind. Die übrigen Teile der Gesteinschicht wurden über die Jahrhunderte abgetragen. Wir nutzen die schöne, große Waldlichtung für eine ausführliche Rast.
Anschließend geht es ca. 500 m über eine Landstraße nach Udenbreth. Dort verlassen wir die Straße wieder und sausen hinab in das Tal des Prether Bachs. Ein Stückchen geht es auf einer kleinen Straße, dann verläßt die Straße das Tal. Weiter geht es auf Schotterwegen bis fast nach Hellental. Von dort bis Schleiden leitet uns die Radbeschilderung durch Wohnstraßen und über Feldwege abseits der Hauptstraße. In Schleiden fahren wir steil hoch zur Kirche, um am Talhang entlang ins Schafbachtal hineinzufahren. Die Waldwege verlassen wir erst, als auch diese vielbefahrene Landstraße das Tal verlässt. Auf einem Sträßchen fahren wir die letzen Meter zum Campingplatz Schafbachmühle.
3. Tag: Schafbachtalmühle – Schleiden – Gemünd – Kall
17 km, Karte mit der Strecke bei komoot
Wie vom Wetterbricht angekündigt erwachen wir mit Regentropfen auf dem Zelt. Wir frühstücken in einem kleinen Holzpavillion und packen unser nasses Zelt zusammen. Aber schon als wir losfahren wird der Regen schwächer.
Auf dem gleichen Weg wie gestern geht es zurück nach Schleiden, wo wir uns ein zweites Frühstück gönnen, die Großen einen Kaffee, die Kleinen Hefeteilchen. Das Nieseln wird immer schwächer, während wir das Oleftal hinab fahren. Immer wieder queren wir die Gleise auf denen im Sommer an den Wocheneenden der alte Schienenbus fährt. Als Bahntrassenradweg wäre er schön, aber auch so kommt man im Oleftal ganz gut abseits der Hauptstraße voran.
Bald haben wir Gmünd erreicht wo wir endgültig die Regensachen ausziehen. Hier mündet die Olef in die Urft und wir folgen dem Urfttal Richtung Kall. Dort kommt auch schon bald ein Regionalexpress, der uns wieder nach Köln bringt.
Fazit
Insgesamt haben wir die drei Tage in der Eifel sehr genossen und uns wegen ihres Schwarzwald-Charmes wie im Urlaub gefühlt! Ein Campingplatz mit idyllischer Natur für die Eltern (Schafbachmühle) und ein Platz mit Riesentrampolin für die Kids (Kronenburg) und dazwischen viele Kilometer Radeln auf Wegen abseits des Autoverkehrs, es war eine rundum gelungene Tour! Wir werden weitere Zelt-Radeltouren machen, soviel ist klar.