Fast schon Tradition ist es für uns einmal im Jahr auf dem Ahrtalweg zu radeln. Der hier in der Region sehr bekannte Radweg verläuft perfekt ausgebaut auf einer ehemaligen Bahntrasse durch das sehenswerte Tal der Ahr von der Quelle bei Blankenheim bis zur Mündung in den Rhein. In dieser Richtung geht es stetig bergab, unterbrochen nur gelegentlich von steilen Rampen, wenn der Weg den Bahndamm verlässt bzw. wieder hinauf führt.
Als wir das erste Mal diesen Radweg mit Kindern gefahren sind, saß der kleine Sohn noch im Fahrradanhänger beim Papa und der große fuhr auf seinem 20er-Rad mit. Für stärkere Steigungen und das Zwischenstück auf der vielbefahrenen Landstraße hatten wir ihn mit einer Tandemkupplung angehängt. Das war gut für die Nerven der Eltern, da Auto- und Motoradfahrer nicht immer Lust hatten zu warten und auch gerne mal bei Gegenverkehr auf der nicht allzu breit ausgebauten Straße überholt haben. So hundertprozentig rechts fährt ein Kind mit sechs Jahren dann doch noch nicht.
Diese Jahr sind sie acht und zehn Jahre und mit 24 und 26 Zoll unterwegs. Ankoppeln ist nicht mehr nötig. Weder die kurzen Rampen noch das Stück Landstraße sind noch schwierig. Bei den Steigungen zahlt sich aus, dass jetzt beide gute, leichte Räder und genügend Gänge zur Verfügung haben. Der Kleine ist sehr motiviert und steigt ordentlich in die Pedale.
1. Tag: Von Kall nach Blankenheim (20km)
Am Kölner Hauptbahnhof nehmen wir die Regionalbahn nach Kall. Es ist ziemlich voll auf dem Bahnsteig, aber wir kommen gut zum Fahrradabteil und gut hinein. Da wir bis zur Endstation fahren, müssen wir nicht aufpassen, ob unsere Räder zugeparkt werden. Es ist zum Glück nicht so voll, wie es bei gutem Wetter an Feiertagen sein kann. Auch das Ausladen der Räder ist entspannt: An der Endstation muss man sich nicht eilen!
Da wir wie immer in der Jugendherberge Burg Blankenheim übernachten wollen, starten wir hier in Kall und schalten noch ein kleine Etappe flussaufwärts durch die schönen Täler der Urft und des Genfbachs vor.
Zuerst geht es noch auf einem kleinen Pfad an der Bahnlinie entlang, über die Urft hinüber und an den letzten Häusern von Kall vorbei. Wir bleiben auf der in Fahrtrichtung rechten Seite der Urft und durchqueren die keinen Orte Sötenich und Urft. Hier geht es etwas auf und ab und auch das eine oder andere Stück Straße ist dabei. Hinter dem Ort Urft wird es ebener und ein schönes, langes komplett autofreies Stück Tal liegt vor uns. Die Wiese am Grünen Pütz, der römischen Quellfassung, nutzen wir für die erste Pause.
In Nettersheim biegen wir in das Genfbachtal ab. Wir wählen diesmal den Weg links des Baches. Auf der rechten Seite ist es auch sehr schön, sogar geteert und an einigen Stellen sieht man Orchideen in den Wiesen. Links sind wir näher am Bach und kommen direkt zu der kleinen weißen Kapelle, die heute mit Fahnen für Fronleichnam geschmückt ist.
Nach einer kleinen Stärkungspause verlassen wir den Talgrund und der Anstieg nach Blankeheim beginnt. In mehreren Wellen meistern unsere Jungs die ungefähr 100 Höhenmeter und haben sichtlich Spaß an den kurzen Abfahrten zwischendrin.
Nach der Brücke über die Schnellstraße und einem Kreisverkehr erreichen wir dann schon Blankenheim und können von hinten auf den Burgberg hinabrollen. Das ist großer Luxus, denn vom Ort ist es ein relativ steiler Anstieg. Die Jugendherberge in der restaurierten und erweiterten Burg ist immer wieder beindruckend.
Die Räder abgeladen, schnell eingecheckt, die Betten bezogen und runter ins Dorf zu dem Eiscafé mit seiner großen Vielfalt an Eissorten: ungewöhnlichen wie Limone, Blutorange, Melone und drei verschiedene Sorten Schokoladeeis. An der noch jungen Ahr setzen wir uns aufs Mäuerchen und lassen uns das Eis schmecken.
Auf der Karte ist der Abstecher ins Sahrbachtal nicht mit abgebildet, da wir wieder nach Kreuzberg auf den Ahrradweg zurückgefahren sind.
2. Tag: Blankenheim – Kreuzberg (45 km)
Der erste Blick am Morgen aus dem Herbergsfenster: Noch ziehen Nebelschleier über den Wiesen, aber auch blauer Himmel ist zu sehen. Brötchen und Kaffee bzw. Kakao, packen und los geht’s: hinunter nach Blankenheim und nun folgen wir dem Ahrtalradweg.
Erst geht es eine Weile auf der linken Talseite durch den Wald, ein reiner Spaß, glatte Oberfläche, leichtes Gefälle. Der Radweg ist perfekt ausgebaut. Nachdem wir die Bahntrasse kurz verlassen mussten, um eine Seitenstraße zu überqueren, können wir die vielbefahrene Ahrtalstraße auf einer Brücke überqueren. Auf der rechten Talseite wechseln sich nun Abschnitte im Wald ab mit Strecken an gepflegten Wiesen.
Das genussvolle Dahinsausen wird immer mal wieder durch kleinere Passagen unterbrochen, wo der Radweg den Bahndamm verlässt, um eine Seitenstraße oder ein Örtchen zu queren. Anschließen geht es über kurze Rampen wieder auf den Damm hinauf. Nach dem längeren Stück Landstraße, das beide Kinder konzentriert meistern, rasten wir in Schuld an einem Picknicktisch direkt an der Ahr gegenüber einer Felswand.
In Schuld müssen wir noch den Felsriegel, auf dem ein Teil des Dorfes liegt, überwinden. Dann kehren wir auf die Bahntrasse zurück und machen Kilometer. Inzwischen bauen sich im Westen Wolkentürme auf. Wir schauen, dass wir zügig vorankommen.
Kurz vor Kreuzberg beginnt es aber schon zu regnen. Da es schnell ziemlich heftig wird, stellen wir uns unter eine Unterführung unter der Bahnstrecke, die hier bereits wieder von der Ahrtalbahn benutzt wird. Von oben bleiben wir trocken, neben uns läuft aber ein regelrechter Bach über den Asphalt und bildet trotz Abfluss eine tiefe Pfütze in der Unterführung. Wir vertreiben uns die Zeit mit ein paar Müsliriegeln und staunen über die Wassermassen, die da herunterkommen.
Nach einer Weile hört der Regen wieder auf und wir radeln weiter. Da wir nicht früh genug bei der idyllisch gelegen Jugendherberge in Altenahr angefragt haben und sie schon ausgebucht war, steht uns noch der Anstieg aus dem Ahrtal hinaus zum Haus von Freunden bevor. Trotz kleineren Erdrutschen auf dem Sahrbachtalweg und echt steilen Passagen schlagen sich beide Jungs sehr wacker und empfinden nach einer kleinen Kekspause das abschließende Stück steile Straße als „Kinderspiel“! Da sich noch viele Wolken über den Eifelhöhen türmen, sind wir froh kein Zelt sondern ein festes Dach über dem Kopf zu haben und unsere nassen Klamotten trocknen zu können.
3. Tag: Kreuzberg – Ahrmündung – Unkel (40 km)
Als Belohnung für den gestrigen Schlussanstieg beginnen wir den Tag mit einer ordentlichen Abfahrt. Da wenig Verkehr ist, fahren wir auf der Straße das Sahrbachtal hinunter. Stetig bergab und mit gutem Belag, so macht Radfahren allen noch mehr Spaß.
Bei Kreuzberg treffen wir wieder auf den Ahrtalradweg. In Altenahr fahren wir durch den neuen alten Tunnel. Die Tunnel sind schon etwas Besonderes: Wo außer auf alten Bahntrassen kann man denn sonst durch einen Tunnel radeln, ohne dass man sich wegen den Autos sorgen muss, die in Tunnels nun gar nicht mit Radlern rechnen?
Der zweite Bahntunnel wurde hier als Radweg ausgebaut und ersetzt gemeinsam mit der anschließenden Brücke ein vorher unangenehmes Stück mit schmalem Radweg an der vielbefahrenen Talstraße. Ein paar Nebelfetzen in den Wäldern an den Hängen sind Überbleibsel des gestrigen Schauers. Die Weinberge zeugen aber von dem eigentlich sehr warmen Klima in diesem Eifeltal.
Weiter geht es gut markiert mal rechts und mal links der Ahr, mal auf dem Bahndamm, mal auf geteerten Landwirtschaftswegen. In Mayschoss finden wir endlich eine Bäckerei und können unsere Brotvorräte wieder auffüllen. Da staunt der Städter, wie selten selbst Bäckereien heute auf dem Land sind! Ein riesiger Spielplatz und zahllose von diesem schicken neuen Liegebänken laden in Bad Neuenahr zur Mittagsrast. Ein Kaffee vom nahen Kiosk verhindert, dass wir Großen wegdämmern.
Die Ahr ist wegen der Regenfälle gestern ganz schön braun und ganz schön schnell. Da es inzwischen völlig eben ist, kommen wir gut voran. Die Umgebung wird etwas weniger idyllisch, je näher wir nach Sinzig kommen. Ein Bogenschütze und die ganz unterschiedlichen Tiere eines kleinen Tierparks sind für die Kinder eine nette Abwechslung.
In Sinzig ignorieren wir die Ausschilderung zum Bahnhof und verlassen den Ort bei der ersten Gelegenheit wieder. Durch die Aue mit Wiesen und Felder gelangen wir alsbald zum Rhein und wenig später auf die Brücke über die Mündung der Ahr. Das schlammbraune Wasser unseres Begleitflusses vermischt sind im Rhein mit dessen klarerem Wasser.
Wir folgen dem Rhein flussabwärts. In Remagen nehmen wir die Personenfähre und wechseln die Rheinseite. Wenig später in Unkel steigen wir in den nächsten Zug und freuen uns, wie wenig Radfahrer hier unterwegs sind, im Vergleich zu unseren Erfahrungen auf der anderen Rheinseite von den Vorjahren.
Fazit: Ahrradweg mit Kindern?
Wenn ihr den Ahrradweg mit euren Kindern radeln wollt, kann ich das nur empfehlen. Allerdings verläuft im Mittelteil zwischen Fuchshoven und Schuld der Weg fünf Kilometer auf der stark befahrenen L73 ohne Radweg oder Radstreifen. Da die Straße nicht besonders breit ist, die Autos und Motoräder wegen der Nähe zum Nürburgring oft ganz schön schnell unterwegs sind, solltet ihr euch sehr sicher sein, dass die Kinder über mehrere Kilometer konzentriert rechts fahren können.
Kleinere Kinder sollte man besser mit einer Stange oder einem Follow-me anhängen oder in den Anhänger setzen. Das Stück lässt sich nicht auf Fußwegen o.ä. umgehen und Gelegenheiten zum Pause machen bieten sich auch nicht.
Ansonsten ist der Ahrradweg bergab ein ziemlich großer Spaß für Kinder. Die häufigen steilen Rampen wieder hinauf auf den Bahndamm sind nicht lang und lassen sich zur Not auch schiebend überwinden. Für den Anstieg vom Bahnhof Blankenheim Wald nach Blankenheim und zur Burg sind allerdings auch ein gewisses Durchhaltevermögen bei den keinen Radlern von Nöten.